Grafik und Polytextil unter dem Impulsis Dach

Fortsetzungen bei Filmen sind meist eine Enttäuschung. Natürlich gibt es Ausnahmen, der PATE Teil 2 steht beispielsweise dem ersten Teil in nichts nach. Abzuzählen sind diese Highlights aber an einer Hand. Auch wir waren im Schuljahr 2020/21 mit einer Art Fortsetzung konfrontiert. Die Hoffnung auf eine gewisse Normalität war von kurzer Dauer. Glücklicherweise starteten die Programme Grafik und Polytextil dank dem umgesetzten Schutzkonzept regulär. Schon bald aber folgte so etwas wie ein Lockdown in Raten. Der schulische Teil wurde auf Distance-Learning umgestellt, die Fachbildung gestrichen und der praktische Teil in der Grafik fand, wie schon im Jahr zuvor, mittels Chat-Room und Video-Calls statt. Das Polytextil-Atelier konnte aber als Werkstatt im Präsenzmodus verbleiben. Immerhin war der «Distance-Learning-Film Teil 2» mit bekannten Elementen gespickt. Die Abläufe konnten verbessert werden, die Schlupflöcher waren bekannt, die Vorteile des Systems ebenfalls.

Erstes Jahr unter einem Dach
Definitiv neu war das erste Jahr unter dem gemeinsamen Dach von Impulsis. Die Integration der «Impulsis-Kreativen» gelang in einem rekordverdächtigen Tempo. Anstelle einer langwierigen Planung und schrittweisen Überführung, streiften wir uns einfach das neue Kleid über und waren sofort ein Teil der neuen Organisation. Praktisch ohne nennenswerte Nebengeräusche gelang der operative Start ins neue Schuljahr.

Arbeit an Kundenaufträgen
In beiden Kleinunternehmen Impulsis-Grafik und Impulsis-Polytextil stehen praktisches Lernen und die persönliche Entwicklung im Vordergrund. Je nach Fähigkeiten und Interessen arbeiten 20 junge Praktikantinnen unnd Praktikanten im Bereich Grafik und 10 im Bereich Polytextil an konkreten Kundenaufträgen. Dies ermöglicht ihnen das Erarbeiten der erforderlichen Kompetenzen, die für den Einstieg in die Arbeitswelt erforderlich sind. Auch dieses Jahr waren die Aufträge bei Impulsiv-Polytextil sowie im Grafikatelier vielfältig und zahlreich.

Polytextil
Dank intensiver Kunden-Akquise im Bereich «Zunft» konnte eine sehr gute Auftragslage geschaffen werden. Für verschiedene Zürcher Zünfte führen die Teilnehmer*innen diverse Aufträge aus, wie Reparaturen – eigentliche Restaurierungen –, eine kleine Serie von Gilets, können aber auch komplett neue Kostüme und anspruchsvolle Einzelanfertigungen herstellen. Auch konnten wir innert kurzer Frist einen grossen Auftrag zur Herstellung von Taschen bewältigen und wieder laufend Wohnaccessoires für eine langjährige Kundin anfertigen. 

Grafik
Im letzten Schuljahr haben wir im Grafikatelier ca. 30 Projekte realisiert. Vom Briefpapier über Broschüren bis zu Webseiten, Filmen und Multimediapräsentationen war alles dabei. Ausserdem konnten wir trotz Corona einen aufwändigen Imagefilm für den Floristen-Verband termingerecht realisieren. Parallel zu den externen Aufträgen entwickelte die Grafik den neuen visuellen Auftritt von Impulsis, zu dem Flyers, Broschüren, eine neue Webseite und ein neuer Informations-Film gehören. Zum Portfolio-Blog impulsis-grafik.ch.

Bewerbungscoaching
Die Jugendlichen werden im Einzelcoaching individuell betreut und ihre Dossiers werden laufend aktualisiert und optimiert. Es werden Bewerbungsstrategien ausgearbeitet, an der Auftrittskompetenz gefeilt und allenfalls ein alternativer Suchberuf zur richtigen Zeit in Erwägung gezogen. Die Anforderungen für eine Bewerbung in einem gestalterischen Beruf werden immer grösser. Die Agenturen und Ateliers werden mit Bewerbungen überflutet. Um sich von der Masse abzuheben, muss man somit um jeden Preis auffallen. «Call to Action» muss das Ziel sein. Im Bewerbungscoaching werden genau solche Türöffner gemeinsam mit den Jugendlichen entwickelt. Die Teilnehmenden (TN) kreierten kreative Bewerbungen und bringen diese im Idealfall beim Lehrbetrieb persönlich vorbei. Auch dieses Jahr entstanden überraschende und erfolgreiche Bewerbungskonzepte: ein eigenes Label für ein Honigglas (fleissig wie eine Biene), Magazine, Kurzfilme und Postkarten. Eine dazugehörige eigene Webseite inklusive Portfolio wurde von allen TN in den ersten Wochen parallel dazu erstellt. Abhängig vom Berufswunsch und den Möglichkeiten der TN wurden aber auch schlichte Bewerbungen erstellt, bei denen ein passendes Deckblatt und ein optimierter Lebenslauf erarbeitet wurde. 

Schulische Lücken schliessen und Stärken fördern
Der individuelle Förderbedarf von allen Jugendlichen wurde mit diversen Instrumenten, die an die aus dem Lehrplan 21 hervorgehenden Kompetenzen angepasst sind, wie «Texte schreiben», «Kurzpräsentation», «Hörverständnis» und dem Online-Tool «Mindsteps», erhoben. Basierend auf den Anforderungen der einzelnen Lehrberufe erstellen wir individuelle Förderpläne. Die individuellen Lücken werden dann mit an den Lehrplan 21 angepassten und fortlaufend aktualisierten Lernjobs aufgearbeitet. Zum direkteren und überprüfbareren Austausch setzen wir zudem neue Tools wie «Anton Lernapp» und «Learning View» ein.

Neue Instrumente
Für das kommende Schuljahr 2021/22 haben wir das monatliche Berichtswesen aktualisiert und den adressatengerechten Anforderungen der RAV-Personalberatungspersonen und der Arbeitsintegration angepasst. Das Kurrikulum im Gruppencoaching wurde bezüglich Kompetenzen-Bilanz überarbeitet und die entsprechenden Tools mit den TN umgesetzt.

Insgesamt 30 TN haben unsere Gruppenprogramme abgeschlossen. 18 TN haben eine Lehrstelle gefunden (60%). 10 TN haben eine andere Anschlusslösung gefunden (33%), lediglich 2 TN hatten nach regulärem Programmende noch keine Anschlusslösung (7%).

Michel Wild, Abteilungsleiter GP Kreativ